Grabung Balmibalm August 2022

Während einer Grabung im August 2022 entdeckten Archäologen vom Verein Pro Historia Bünig in Lungern die älteste archäologische Fundstelle im Kanton Obwalden. Die Fundstelle datiert in die frühe Mittelsteinzeit und geht somit 11’000 Jahre zurück.

Silex von der Balmibalm mit Gebrauchsretusche / Foto: Dorota Wojtczak, Universität Basel
Eine Vergrösserung der Gebrauchsretusche / Foto: Dorota Wojtczak, Universität Basel

Fund-Nr. 001 Der Silex, hat eine Grösse von 37 x20x3mm und ist ein dünner Abschlag. An seinem linken Rand befindet sich eine dicke, helle Aussenschicht, auch der Kortex genannt. Spezifische Spuren, die bei der Herstellung durch verschiedene Schlagtechniken entstehen, wurden untersucht, um Rückschlüsse auf die verwendete Methode zu ziehen. Bei diesem Stück wurde ein direkter, weicher Hammer (wahrscheinlich aus Geweih) verwendet. Dieser Stein wurde höchstwahrscheinlich als Schaber eingesetzt und senkrecht zum Arbeitsmaterial bewegt. Das Besondere an diesem Werkzeug ist die von Menschenhand vorgenommene Retusche.

Der abgebrochene Teil einer Kernkantenklinge / Foto: Dorota Wojtczak, Universität Basel

Fund-Nr. 002 Der zweite Silex weist eine Grösse von 47×24 x 12mm auf. Dieses Artefakt ist ein distaler (von der Körpermitte weg; siehe Illustration oben) Teil einer gebrochenen Kernkantenklinge. Das vorhanden sein des Kortex sowie die gewölbte Form weisen darauf hin, dass die Klingenproduktion vor Ort stattgefunden hat und dass dieses von Menschen geschaffene Objekt als Produktionsabfall interpretiert werden kann.

Solch kleine Feuerstein-Fragmente werden meistens nur durch Siebung durch ein 2mm Sieb entdeckt. / Foto: Dorota Wojtczak, Universität Basel

Fund-Nr. 068 Der kleinste Silex ist lediglich 5 mm lang und stellt ein Fragment einer sogenannten Retusche dar. Bei dieser Form der Feuersteinbearbeitung wird mit Schlägen entlang der Kanten das Silexstück geschärft. Das Werkzeug, von dem dieses Fragment stammt, wurde zum Schaben von weichem Material wie Tierhaut eingesetzt. Dies wird durch die abgerundeten Kanten und geglätteten Negativformen der Retusche deutlich. Die Bauchseite des Werkzeugs stand dabei direkt in Kontakt mit dem Arbeitsmaterial.

Aufsicht auf den Grabungsperimeter mit den Positionen der Funde 1 bis 4 (3 Feuersteine und ein C14 datierter Knochen eines Steinbockes oder Hirsch)
Nordwestprofil der Grabung. Schicht 4 mit den Feuersteinen / C14 datierte frühmesolithische Schicht
Die Steinblöcke D, E und G bildeten ehemals das Dach des Felsüberhanges
Zeichnung von Fund Nr. 138.B_S3_01

Das Grabungsteam: v.l.n.r. Michele Marti, Anna Kienholz, Martin Berweger, Valentin Hilfiker (es fehlt Prisca Frey, Rudi Acopean und Fabio Wegmüller )
Der Grabungshund Gwendolyn: 11’000 Jahre alte Knochen haben ja gar kein Fleisch mehr dran… dann schlafe ich lieber

Werkzeuge in der Steinzeit

Essen in der Steinzeit

Die Altsteinzeit