Instandstellung Saumweg 2019/2020
Warum ein Wegstück in Vergessenheit geraten ist und was es mit dem Flurnamen Cholhüttliwald auf sich hat.
Im Inventar historischer Verkehrswege (IVS) endet der Brünig-Saumweg kurz oberhalb der Flur Seewli. Dem geschulten Auge entgeht aber nicht, dass die alte Hohlwegstruktur, zum Teil gesäumt mit Lesesteinhaufen, noch relativ gut sichtbar weiter in Richtung der Kurve bei der Brünig-Arena verläuft. Es ist derselbe Wegverlauf, welcher in unseren älteren Landeskarten (Dufour/Siegfried) verzeichnet ist und schlussendlich auf Berner Boden zur unspektakulären Brünig-Passhöhe führt. Als 1856 die Brünigstrasse errichtet wurde schnitt diese den alten Brünig-Saumweg entzwei. Von nun an nahm die Frequentierung des Weges ab, während der Autoverkehr stetig zunahm… ab 1966 ist der Abschnitt auf der Schweizer Landeskarte nicht mehr aufgeführt.
Der definitive Anstoss zur Instandstellung liegt aber woanders. Im Jahr 2016 entdeckte ein Mitglied des Verein Pro Historia Brünig eine für den Bau der Brünigstrasse entworfene Karte vom Ingenieur Diethelm aus dem Jahr 1855. Neben der alten Kapelle bei der ehemaligen Chäppelistiege sind auf dieser Karte diverse weitere für die archäologische Forschung wichtige Detailangaben aufgezeichnet. Für uns aber speziell: die Wegscheide kurz unterhalb der Kurve Brünig-Arena.
Die Abbildung auf der Karte gibt einen Hinweis, dass sich die Wege Richtung Bern oder Innertkirchen-Grimsel nicht wie bis anhin vermutet auf der Brünig-Passhöhe trennten, sondern bereits weiter unterhalb. Da auf keiner älteren Karte diese Wegscheide eingezeichnet ist, ist es ein Geschenk am oberen Hangende auch heute noch einen Abschnitt des alten Weges von ca. 8m Länge zu entdecken.
Das Gebiet des instand gestellten Saumweges trägt den Flurnamen «Cholhüttliwald». Dieser weist darauf hin, dass hier Köhler am Werk waren. Jedoch fehlte dafür bis anhin ein konkreter Beweis. Auf der Diethelm-Karte ist im Bereich der Wegscheide eine Köhlerhütte eingezeichnet und siehe da, bei Prospektionen sind die Grundmauern dieser Hütte entdeckt worden. Zusätzlich einige Waldabschnitte mit schwarzer Erde, welche auf Köhlerplätze hinweisen. Betrachtet man diese tief schwarze Erde erhält man einen Eindruck warum der Brünig auch der schwarze Berg genannt wird.
Das instand gestellte Teilwegstück präsentiert nicht nur einen weiteren, wunderschönen Abschnitt des alten Brünig-Saumweges, sondern auch eine Wegscheide und Relikte der Köhlerei am Brünig.